Wohnen im Gehöft

wild bär heule architekten
11. April 2024
Die drei Gebäudepaare der Anlage sind um einen zentralen Hof angeordnet. So entsteht eine gemeinsame Adresse. (Foto: Roger Frei)
Herr Heule, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Drei ungleiche Gebäudepaare schaffen ein Ensemble. Sie werden aus je einem Längs- und einem Kopfbau gebildet, die zueinander leicht ausgedreht liegen, sich aber berühren. Verschiedenartig materialisiert und immer mit einem eigenen Satteldach versehen, bilden sie eine ungleiche Einheit. Die Firstrichtung ist jeweils marginal ausgedreht, was zu asymmetrischen Giebelfeldern mit ansteigenden Trauflinien führt und der Anlage eine unerwartete Dynamik verleiht. Die sanfte Bewegung der Teile lässt den Übergang von der Siedlung zur direkt angrenzenden Freihaltezone mit ihren Obstwiesen harmonisch erscheinen.

Die Umgebung der neuen Wohnanlage ist ländlich geprägt. Darum greift die Holzfassade des Kopfbaus die vernakuläre Architektur von Scheunen auf und interpretiert sie zeitgemäss. (Foto: Roger Frei)
Das Filtermauerwerk der Loggien bildet ein Relief aus Kalksandstein. (Foto: Roger Frei)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Typologisch hat uns die Dualität von Wirtschafts- und Wohnteil bei landwirtschaftlichen Bauten inspiriert. Die Setzung mit den Zugängen zu den Häusern von einer gemeinsamen Mitte her könnte man als Wagenburg interpretieren.

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Kulturell hat uns die gerade angesprochene Zweiteiligkeit der vernakulärer Bauten in der Umgebung beeinflusst. Topografisch gesehen war die sanfte Neigung des Hanggrundstücks ein wichtiger Faktor. Und hinsichtlich der Grundrisse war die enorme Lärmbelastung, die von der Niederhaslistrasse ausgeht, massgebend.

Blick aus einer Loggia im Kopfbau in die schöne Kulturlandschaft mit Obstwiesen, die die Anlage umgibt. (Foto: Roger Frei)
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten Ihres Büros ein?


In Analogie zu unserer Wohnüberbauung in Weesen am Fusse der Churfirsten (2014–2018) ist ein besonders kontextuelles Ensemble entstanden, das wir nicht nur aus dem Ort, sondern auch aus den spezifischen Rahmenbedingungen entwickelt haben.

Treppenhaus (Foto: Roger Frei)
Eine Besonderheit der Siedlung sind die asymmetrischen Satteldächer der Häuser. Erlebbar wird dies in den obersten Geschossen. (Foto: Roger Frei)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Wichtig ist sicherlich das Filtermauerwerk aus ungebranntem Kalksandstein. Es integriert den privaten Aussenraum der Loggien im steinernen Bauvolumen, ohne ihn in seiner innenräumlichen Erscheinung hermetisch wirken zu lassen. Dieselbe Wirkung erzielen wir mit den zugesägten vertikalen Lamellen im Bereich der mit Holz verkleideten Gebäudeteile. 

Die neuen Häuser befinden sich in einem ländlich geprägten Kontext am Rande des Siedlungsraumes. Die Grösse der Baukörper entspricht dem Massstab des Vorhandenen. (Modellfoto: © wildbärheule Architekten)
Schwarzplan (© wildbärheule Architekten)
Grundriss Erdgeschoss (© wildbärheule Architekten)
Bauwerk
«Wohnüberbauung als Weiler»
 
Standort
Gheidstrasse 2–6, 8105 Regensdorf-Watt
 
Nutzung
Wohnensemble mit 36 Mietwohnungen
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
Privat
 
Architektur 
wildbärheule Architekten AG, Zürich
 
Fachplaner 
Landschaft: NOA Landschaftsarchitektur, Zürich
Statik: Caprez Ingenieure AG, Zürich
HLKS: VC Engineering AG, Neftenbach
Elektro: Mosimann + Partner AG, Zürich 
Bauphysik: Steigmeier Akustik + Bauphysik GmbH, Baden
 
Bauleitung 
Kubli Bauleitungen, Zürich
 
Fertigstellung
2021 
 
Fotos
Roger Frei, Zürich

Verwandte Artikel

Vorgestelltes Projekt

EBP AG / Lichtarchitektur

Schulanlage Walka Zermatt

Andere Artikel in dieser Kategorie