Experimentalhaus

22. Juni 2006

Experimentalhaus
2003

Rue St-Randoald 8
Courtételle

Bauherrschaft
Jean Chatelain

Architektur
Bureau d’étude
Jean Chatelain

Delémont

Statik
Voisard et Migy
Porrentruy

Gesamtkosten (BKP 1–9)
CHF 565000.–

Baukosten (BKP2/m3)
CHF 440.–

In die Kiste mit einer Haut aus Corten-Stahl-Streifen ist der beheizte Wohnteil eingefügt. Seine isolierten Seitenwände haben eine Holzverschalung.

Fotos: Agence Bist
Gelebt wird in Jean Chatelains Haus im Obergeschoss, wo der grosszügige Wohn- und Essbereich liegt.
Das Foto aus der Bauzeit zeigt die Struktur eines Industriebaus. Die Betonplatte löst das Schallproblem zwischen den beiden Geschossen.

Foto: Jean Chatelain
Fast die Hälfte des Hauses ist unbeheizt: Die Fachwerkkonstruktion im Kaltbereich schafft Platz für den Estrich und die Nebenräume auf der Rückseite.
Jean Chatelain hat sein Haus im Ober- und im Erdgeschoss grosszügig gestaltet. Möglich wäre aber auch eine Einteilung in mehrere kleine Zellen.
 

Doch es könnte alles auch ganz anders sein. Denn die nichttragenden Zwischenwände stehen auf den durchlaufenden Parkettböden. Es sind einfache Holzrahmen, mit billigem Holz verschalt. Mit Hammer und Säge kann man das Haus selbst neu einteilen. Jean Chatelain zeichnete in einem Schema alle Einteilungsmöglichkeiten auf. Vom Loft bis zum Zehn-Zimmer-Haus ist alles möglich. Die Vielzahl der Varianten, 2 mal 31 insgesamt, ist zwar theoretisch richtig, macht in der Praxis aber wenig Sinn. Oder wer braucht schon zehn schmale Zimmer von zwei auf sechs Meter?
Der Architekt ging mit dem Raum verschwenderisch um, und fast die Hälfte des Hauses ist unbeheizt. Doch dank industrieller Bauweise hat das Mehrvolumen die Baukosten nicht in die Höhe getrieben und die Trockenbauweise (Stahlskelett- und Holzelementbau) verkürzte die Bauzeit. Die tragende Hülle aus Stahl ermöglichte eine stützenfreie Wohnfläche im oberen Geschoss. Dessen Decke hängt am Fachwerk, der Betonboden steht jedoch auf Stützen.
Doch Jean Chatelain tüftelte nicht nur an der Raumaufteilung und der Konstruktion, sondern auch beim Heizsystem. So erfüllt das Haus trotz Raumverschwendung den Minergie-Standard. Eine Wärmepumpe entzieht der Estrichluft die Wärme und gibt sie an Warmwasserschlangen ab. Diese liegen im Hohlboden des Erdgeschosses und erwärmen die hineingepumpte Luft. Aus dem Hohlboden gelangt die Luft durch schalldämmende Schleusen vom Erd- ins Obergeschoss. Dort wird sie in der Decke wieder abgesaugt und im Heizraum mit Frischluft erneuert. Der Zwischenboden aus Beton garantiert die thermische Trägheit des Systems und er speichert die Wärme, die durch die südliche Fensterfront ins Haus gelangt. Chatelains Konzept bestätigt sich: Alles funktioniert und das Raumklima ist angenehm. Das Haus ist eine raffinierte Kombination von Industriebau und Low Tech. Zudem ist es mit Bauernschläue gemacht und sieht erst noch gut aus. Robert Walker

Experimentalhaus
2003

Rue St-Randoald 8
Courtételle

Bauherrschaft
Jean Chatelain

Architektur
Bureau d’étude
Jean Chatelain

Delémont

Statik
Voisard et Migy
Porrentruy

Gesamtkosten (BKP 1–9)
CHF 565000.–

Baukosten (BKP2/m3)
CHF 440.–

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